Erwin Koch-Raphael

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*  11. Oktober 1949

von Monika Fürst-Heidtmann und Hanno Ehrler

Essay

I. »Gedankenkosmos«

Erwin Koch-Raphaels »Gedankenkosmos« und seine Sicht auf die Welt bilden die Basis seiner Musik. Strukturelle Analysen können zwar die Gestalt seiner Kompositionen erhellen. Sie allein jedoch genügen nicht, um zur Ursache dieser Gestalt und zum inhaltlichen Kern der Musik vorzudringen. Dazu bedarf es eines Blickes auf die Bereiche, mit denen sich der Komponist beschäftigt und die alle zu tun haben mit seinem Drang, die Welt zu verstehen. Seit seiner Jugend interessiert sich Koch-Raphael für Philosophie, Religion, Physik und auch Politik und setzt sich mit den Vorstellungswelten dieser Disziplinen auseinander. Der Wunsch nach Erkenntnis ist sein Lebensweg und das Komponieren sein Mittel, diesen Weg zu beschreiten.

Ein Schwerpunkt seines Interesses ist die Lyrik, weil sie ihm unbekannte, unerforschte, auch diffuse Dimensionen der Sprache und des Begreifens erlaubt und den Blick in eine Zwischenwelt öffnet. »Die Kunst ist nicht darauf aus, das Unbekannte aus der Welt zu schaffen, vielmehr durch eine experimentierfreudige offene Geisteshaltung immer neue Beziehungen und Verbindungen zu stiften. Als Verkörperungen, die erfahren werden müssen, um die Kontexte verstehend zu durchdringen. Aus dieser experimentellen Haltung heraus werden jene (imaginären) Räume des Übergangs gefunden, die ein konstruktives Aus- ...